
Das Osmanische Reich
Die Türkei - Ein Land mit 12.000
Jahren Geschichte
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1281
- 1359 |
Osman I.

Mit ihm beginnt die Geschichte des Osmanischen Reiches und der
glänzende Aufstieg dieses Turkvolkes zur Großmacht.Nach dem Tod
seines Vaters Ertugrul im Jahre 1280 wurde Osman im Alter von 45 Jahren
zum neuen Führer der Osmanen. Er galt als klug, mutig und gewandt im
Umgang mit der Waffe. Osman Gazi unterhielt wie sein Vater gute
Beziehungen zum Sultan der Seldschuken in Konya. Sie führten gemeinsam
Kriegszüge gegen die Byzantiner und einfallende Tataren. Für seine
treue Ergebenheit wurde er mit Auszeichnungen der Fahne, Pauke und des
Roßschweifes belohnt. Er erlangte das Recht der Münzprägung und der
eigenen Gerichtsbarkeit. Osmans ständiger Begleiter und Waffengenosse
war Köse Mihal, byzantinischer Lehnsherr von Harman Kaya, der damals
noch nicht zum Islam übergetreten war. Durch eine List und mit Hilfe
seines Freundes Köse Mihal gelang es Osman, sich mehrerer Besitztümer
rund um seine Ländereien zu bemächtigen. In der Folge unternahm er
Streifzüge bis nach Brussa und dehnte somit sein Herrschaftsgebiet
stetig aus. zwischen Eskisehir, Sögüt und Domanic.
Sein Sohn Orhan nahm Brussa (Bursa) 1326 ohne Kampf ein. Osman war ein
sehr toleranter Herrscher, denn er duldete alle Religionen und hielt
die Steuern niedrig. Auf dem Sterbebett wies Osman seinen Sohn Orhan
an, die Lehren des Islams aufrechtzuerhalten und mit Milde und
Gerechtigkeit zu regieren. Osman Gazi starb 1324 in Sögüt und wurde in
Bursa bestattet. |
1359 - 1389
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Murat
I., der erste Osmanenherrscher, der den Titel Sultan trägt
und Nachfolger Orhans ist, festigt das junge Reich militärisch. Den
Hauptstoß seiner Armeen aber führt er gegen die byzantinischen
Besitzungen auf dem Balkan.
1361 wird Adrianopel, das heutige Edirne, erobert und später zur neuen
Hauptstadt erklärt. Die Türken stoßen weiter nach Norden vor und nehmen
Nisch und Sofia.
1389 kommt es auf dem Amselfeld (KOSOVA) bei Prischtina zur
Entscheidungsschlacht, in der Murat I. die Serben vernichtend schlägt,
selber aber von einem Serben erstochen wird. |
1389 - 1403
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Beyazit
I. übernahm 1389 den Thron und ließ seinen Bruder, dessen
Popularität er fürchtete, hinrichten. Er vollendete die Eroberung
Serbiens und gliederte einige anatolische Provinzen in sein Reich ein,
Konstantinopel belagerte er 7 Jahre vergeblich.
In einer Schlacht gegen den ungarischen König Sigismund und seine
europäischen Verbündeten 1396 bei Nikopolistrug er einen Phyrrussieg
davon. Im Anschluß daran fielen die Osmanen in der Steiermark, Bosnien
und auf dem Peloponnes ein. Durch die Erfolge allzu verwöhnt
vernachlässigte Bayazid die Staatsgeschäfte und Regierungsaufgaben.
Der Einfall des Mongolenheeres unter der Führung des grausamen Khan
Timur, zwang Bayazid, sich den Mongolen bei Angora zu stellen. In der
Schlacht 1402 wurde er besiegt und gefangengenommen. Nach seinem Tod in
Gefangenschaft erlaubte Timur den Leichnam Bayazids nach Bursa bringen
zu lassen. Sultan Bayazids Reich zerfiel durch die Uneinigkeit seiner
vier Söhne und durch die Politik Timurs. Es folgten 11 Jahre
Interregnum. |
1413 - 1421
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Mehmed
I. Nachdem die vier Söhne Bayazids, Isa, Musa, Mehmed und
Süleyman, einen Erbfolgekrieg ausgefochten hatten, konnte sich Mehmed
gegenüber den anderen behaupten und wurde Sultan. Sein
Regierungsantritt war von Friedenswillen gekennzeichnet. Die Oberhoheit
der Osmanen über die islamischen und christlichen Fürsten in Anatolien
und auf dem Balkan war niemals in Frage gestellt. Mehmed I schloß einen
Friedensvertrag mit den Venezianern und hatte gute Beziehungen zum
byzantinischen Kaiser. Eine Derwischrevolte wurde niedergeschlagen. Im
Alter von 42 Jahren verstarb Mehmed I und sein kriegserfahrener Sohn
Murad trat die Thronfolge an. |
1421 - 1451
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Murad II. Murad II bestieg 1421 den
Thron und lebte mit seinen europäischen Nachbarn und Vasallen in
Frieden. Im März 1430 wurde Saloniki von den Osmanen eingenommen. Die
Türken fielen in Serbien und Ungarn ein. Belgrad wurde 1440 vergeblich
belagert.Im Jahre 1443 führte der Ungar Johann Hunyadi ein
Kreuzfahrerheer gegen die Osmanen, die bei Nisch zurückgeworfen, bei
Jalowaz vernichtend geschlagen wurden und in der Folge Sofia aufgeben
mußten. Im Jahre 1444 wurde in Szeged Frieden mit den Ungarn
geschlossen. Die Grenzen des politischen Machteinflusses der Osmanen
blieben erhalten und die Walachei wurde Ungarn tributpflichtig. Murad
II dankte zugunsten seines Sohnes Mehmed ab und ging nach Magnesia. Die
Ungarn marschierten noch im selben Jahr mit einem Kreuzfahrerheer bis
Warna, wo sie von dem aus Magnesia herbeigeeilten Murad II, besiegt
wurden. Während seiner letzten 6 Regierungsjahre unternahm Murad II
mehrere Feldzüge auf dem Balkan. 1451 starb Murad II bei Adrianopel und
wurde in Bursa beerdigt.
Die Regierung Murads II war für die politische und kulturelle
Entwicklung des Osmanischen Reiches bedeutend. Er setzte die
Konsolidierungspolitik seines Vaters Mehmed I fort. Die einflußreichen
Wesire Murads des II gehörten alten Familien an und waren ihm treu
ergeben. Er war ein Mäzen der islamischen Dichtkunst und Literatur. |
1451 - 1481
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Mehmed II. genannt "Sultan Mehmet der Eroberer" (Fatih Sultan
Mehmet). Ihm gelingt es am 29. Mai 1453 das letzte Bollwerk des
Byzantinischen Reiches zu erobern. Konstantinopel wird als Istanbul die
neue Hauptstadt der Osmanen.
Mit der Eroberung Konstantinopels endet auch das Mittelalter und die
Neuzeit beginnt.
1459 wird Serbien, 1461 Griechenland, 1463 Bosnien und 1479 Albanien zu
türkischen Provinzen.
Mehmet II. ist nicht nur ein Eroberer, er schafft auch grundlegende
Staatsgesetze. Eine Reihe von Bauwerken Istanbuls stammt aus seiner
Regierungszeit.
Mehmet II. hat auch die grausame, aber bezeichnende osmanische
Tradition begonnen, nach welcher der Sultan, sobald er die Macht
antrat, seine Brüder ermorden ließ. Er gab den Befehl, seinen
unmündigen Bruder Ahmet zu erdrosseln. Dies diente dem Zusammenhalt des
Reiches. Die historische Erfahrung hatte gezeigt, daß die Söhne
verstorbener Herrscher sich in allen muslimischen Dynastien immer
wieder um das Erbe stritten. Es gab kein Erstgeburtsrecht, und die
Söhne, meist verschiedener Mütter, erbten die Rivalitäten und
Feindschaften der verschiedenen Gemahlinnen, indem sie sie auf ihre
Halbbrüder und Halbschwestern übertrugen. Erbfolgekriege brachen immer
wieder aus. Nur die osmanische Dynastie besaß die grausame, aber
konsequente Entschlossenheit, diesen Kriegen zuvorzukommen. Die
späteren Jahrhunderte kannten statt der Hinrichtung die etwas mildere
Prävention durch den "Käfig", einige halbunterirdische und ständig
bewachte Gemächer im Palast, in die die Brüder des Herrschers
eingesperrt wurde, ohne sie verlassen zu dürfen, solange ihr Bruder
regierte. |
1481 - 1512 |
Sultan
Beyazid II.Im Alter von 35 Jahren trat Bayazid II die
Thronfolge im Jahre 1481 an. Sein jüngerer Bruder Cem bemächtigte
sich der Stadt Bursa, wurde aber in der Schlacht bei Yenisehir
geschlagen. Er floh bis nach Ägypten, kehrte zurück und sein Heer
wurde neuerlich bei Ankara und Konya in die Flucht geschlagen.
Papst Alexander VI Borgia ,der mit Bayazid II in Verbindung stand,
ließ auf dessen Ansuchen hin seinen Bruder Cem in Neapel vergiften.
Die Heere des Sultans unternahmen Feldzüge nach Bosnien, Dalmatien
und Ungarn, die Herzegowina wurde unterjocht. 1488 verlor Bayazid
II die Städte Adana und Tarsus an die Ägypter. Seine Heere
verwüsteten weite Landstriche in der Steiermark, Kärnten, Albanien
und der Kraina. Fürchterliche Greueltaten wurden begangen.
Bei Villach wurden die Osmanen 1492 geschlagen und ihr Feldherr
Mihaloglu Ali Bey nach abendländlischen Angaben hingerichtet. Das
venezianische Lepanto fiel in türkische Hände.
1509 wurde Konstantinopel durch ein starkes Erdbeben verwüstet. Im
selben Jahr kam es zu einem Bürgerkrieg, als Bayazid seinen Sohn
Ahmed zum Nachfolger bestimmte, sein anderer Sohn Selim aber ihm
den Thron streitig machte. Selim zwang mit Unterstützung des Heeres
seinen Vater Bayazid II abzudanken. Am 26. 5. 1512 starb Bayazid II
möglicherweise durch Vergiftung. Bayazid ließ in Konstantinopel die
Bayazidje-Moschee errichten, wo er auch begraben wurde.
Während seiner Herrschaftszeit entstanden zahlreiche Moscheen,
Derwischklöster und Brücken . |
1512 - 1520
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Selim
I. Schon vor dem Tod seines Vaters, Beyazit II., kam es
zu einem Nachfolgekrieg zwischen seinen beiden Söhnen Ahmet und
Selim. Der Sultan begünstigte Ahmet, doch die Janitscharen (Yeni
ceri) erhoben sich, setzten den Sultan ab und hoben Selim auf den
Thron. Selim ließ nicht nur seine beiden Brüder hinrichten, sondern
ließ auch alle sieben Söhne seiner Brüder und vier seiner eigenen
Söhne erdrosseln, so daß nur ein möglicher Nachfolger, der
begabteste von allen, Süleyman, übrigblieb. Persien wird erobert
und Schah Ismail 1514 in der Schlacht von Tschaldiran geschlagen.
1516-17 werden Syrien und Palästina erobert. Das Kalifat geht an
Istanbul über. Durch Siege über die Mamluken und Araber dehnt Selim
die Grenzen seines Reiches bis nach Ägypten aus. |
1520 - 1566
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Süleyman
I. genannt "Süleyman der Prächtige" oder "Kanunî
Sultan Süleyman".Unter seinem Befehl fällt 1521 Bagdat, wird
1522 Rhodos besetzt und 1533-36 Mesopotamien erobert.
Danach wendet er sich mit seinem Heer wieder dem Balkan zu. Nach
der Einnahme von Belgrad schlägt er die Ungarn bei Mohács und
dringt bis Wien vor. Es gelingt ihm allerdings nicht, die Stadt
einzunehmen. Trotz des Mißerfolges steht das Osmanische Reich auf
dem Höhepunkt seiner Macht. Seine Flotte beherrscht das Mittelmeer
und Tripolis, Tunis und Algerien kommen unter türkische Oberhoheit.
Auch als Staatsmann leistet Süleyman Hervorragendes. Er legt die
große Gesetzessammlung "Kanunname" an, die bis zum Ende des Reiches
in Kraft bleibt. Zahlreiche von ihm erbaute Moscheen, Bäder und
Schulen künden noch heute vom Glanz seiner Regierungszeit.
1566 bricht Süleyman noch einmal nach Wien auf. Bei der
Belagerung der Stadt Szigeth (Szigetvâr) stirbt er.
Süleyman ist der letzte bedeutende Sultan. Unter seinen
Nachfolgern schwindet die Macht der Herrscher und des Osmanische
Reiches. |
1566 - 1574
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Selim
II. bestieg 1566, im Alter von 42 Jahren, den Thron. Er
besaß nicht den Herrschergeist und das Pflichtbewußtsein seines
Vaters und widmete sich nur seinen privaten Vergnügungen wie z.B.
Jagd, Trinkgelage, Musik und Poesie. Selim II war der erste
osmanische Sultan, der ein Sarayleben führte. Großwesir Mehmed
Sokollu wurde vom Sultan angewiesen, die Staatsangelegenheiten zu
regeln, wobei unter anderem der Friede mit sämtlichen christlichen
Ländern, darunter auch Österreich, bekräftigt werden sollte.1570
und 1571 eroberten die Osmanen die Städte Nicosia und Famagusta auf
der Insel Zypern, doch ihre Flotte wurde im Golf von Lepanto 1571
vollständig zerstört, als sich Venedig, der Papst und die Spanier
zu einer Armada zusammengeschlossen hatten. Während der Herrschaft
Sultan Selims II entstanden in Adrianopel die Selimije - Moschee
und die Stadtmauern. In Mekka erneuerte man die alten
Wasserleitungen.
Der Sultan starb im Jahre 1574 an den Folgen seiner Trunksucht. |
1574 - 1595
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Murad
III.Er wurde im Dezember 1574 zum Sultan erhoben.
Seine Regierungszeit war durch Machtkämpfe im Harem,
Janitscharenaufstände und Korruption gekennzeichnet. Genau wie sein
Vater war Murad III eine schwache Persönlichkeit und führte
ebenfalls ein typisches Sarayleben.
Obwohl der Frieden mit Österreich und Venedig offiziell gewahrt
blieb, kam es dennoch immer wieder zu unbedeutenden Scharmützeln.
1581 und 1583 unternahmen die Osmanen Feldzüge nach Persien, der
Krim und Transkaukasien. Die Grenzen des Osmanischen Reiches
konnten nicht erweitert werden, denn der Sultan war nicht am
Kriegswesen interessiert.
Sultan Murad III starb im Jahre 1595 nach einem epileptischen
Anfall |
1595 - 1603
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Mehmed
III.Mehmeds Regentschaft begann im Jahre 1595.
Anfangs setzte man große Erwartungen in den neuen Sultan, doch
wurden diese nicht erfüllt. Er stand unter dem Einfluß seiner
Mutter, der Walide. Er war grausam, lasterhaft und am Schicksal
seines Reiches gänzlich uninteressiert. Bis auf einige
Truppenrevolten gab es während Mehmeds Regierung keine
militärischen Auseinandersetzungen. Zu den europäischen Ländern
unterhielt er friedliche Beziehungen. Mehmeds III kurze
Herrschaftszeit endete im Jahre 1603. |
1603 - 1617
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Ahmed Ibestieg 1603 im Alter
von 14 Jahren den Thron. Er war sehr religiös und ließ die Ahmedije
- Moschee, die noch prunkvoller als die Hagia Sophia sein sollte,
erbauen. An seinem Hofe herrschte große Willkür. Er ließ nach Lust
und Laune Pasas und Wesire ermorden und ergötzte sich daran. Auch
Ahmed I liebte das ausschweifende Sarayleben.
Er schloß Frieden mit den aufständischen Persern und 1617 kam es
zum Friedensschluß mit den Moldau-Kosaken. Der Sultan veranlaßte
eine Neuordnung der Reichsvorschriften in einem Gesetzbuch
(Kanuname). Auf dem Sterbebett betraute er seinen geistesgestörten
Bruder Mustafa mit der Nachfolge, da sein Sohn Osman noch zu jung
war. Dies war möglich, weil er der erste Sultan war, der den Ritus
des Brudermordes nicht durchführte. |
1617 - 1623 |
Mustafa IDer wahnwitzige Regierungsstil des neuen
Sultans führte schon im Jahre seiner Thronbesteigung 1617 zu seiner
Absetzung und der junge Osman II wurde Sultan. Während eines
Janitscharenaufstandes 1622 kam Mustafa I aus seiner Isolation
erneut auf den Thron. Im Jahre 1623 wurde er erdrosselt und in der
Hagia Sophia beigesetzt.
Osman II.
(Kücük Osman)
Der 15 jährige Osman kam 1618 durch einen Staatsstreich mit
Unterstützung von Günstlingen an die Macht. Seine Regierungszeit
war anfänglich von Frieden gekennzeichnet, doch bereits 1620
begannen die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Polen. Sultan
Osman II war bei Volk, Heer und bei den Geistlichen wegen seines
Geizes und seiner Brutalität gegenüber den Janitscharen sehr
unbeliebt. Der Herrscher wurde im Mai 1622 während eines Sipahi-
und Janitscharenaufstandes ermordet. Der zuvor abgesetzte Sultan
Mustafa I wurde wieder eingesetzt und 1623 ermordet. |
1623 - 1640 |
Murad IV.

Sultan Murad IV kam 1623 an die Macht und war der blutdürstigste
aller osmanischen Herrscher. Murad IV verbat alle Kaffeehäuser,
Schnapsläden und den Konsum von Tabak sowie Opium. Trotz seiner
Scheinmoral, trank er selbst Wein. Er brachte Ordnung in das
Janitscharen- und Sipahikorps indem er skrupellos Soldaten und
korrupte Paê as abschlachten ließ. Wenn es ihm gefiel ließ er einen
Paê a in den Palast kommen und köpfte ihn eigenhändig, oder
ergötzte sich daran, wenn er gefoltert wurde. Der brutale Sultan
machte jeden Tag von seinem Recht Gebrauch 10 unschuldige
Zivilisten zu töten. Dazu stellte er sich auf einen Aussichtspunkt
im Saraygelände und erschoß ahnungslose Passanten mit einer
Arkebuse .
Der Sultan unterhielt friedliche Beziehungen zu den europäischen
Mächten. In den Jahren 1635 und 1638 unternahm er persönlich
Feldzüge nach Persien und Mesopotamien, die erfolgreich
abgeschlossen wurden. Sultan Murad IV führte regelmäßig
Massenhinrichtungen von vermeintlichen Verbrechern und
Kriegsgefangenen durch.
Als der Sultan 1640 eines natürlichen Todes starb, war das ganze
Reich einer großen Last entledigt |
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Ahmed
III. wurde am 23. August 1703 Sultan des Osmanischen
Reiches. Er schaffte im aufrührerischen Janitscharenkorps Ordnung indem
er mehrere Führer hinrichten ließ. Im Jahre 1711 kam es zum Krieg mit
Rußland:
Zar Peter der Große verfolgte die Politik der sogenannten "Öffnung
zu den Meeren", im Norden zur Ostsee und dem Finnischen Meerbusen und
im Süden zum Asowschen- , Schwarzen- , und Marmarameer. Letztlich
sollte auch Konstantinopel erobert werden.
Der Schwedenkönig Karl XII marschierte in Rußland ein, nachdem der
Zar eine Offensive gegen Schweden begonnen hatte. König Karl XII wurde
1709 bei Poltawa geschlagen und konnte bei den Osmanen Zuflucht finden.
Durch seinen Botschafter Tolstoj forderte der Zar die Auslieferung des
Schweden. Als sich Sultan Ahmed III weigerte und den Botschafter ins
Gefängnis warf, brach 1711 der Krieg mit Rußland aus. In der Schlacht
am Pruth mußte sich der Zar geschlagen geben, einen Waffenstillstand
mit den Türken schließen und ihnen die Stadt Asow überlassen.
Endgültigen Frieden brachte jedoch erst der Vertrag von Edirne 1713 mit
Unterstützung von England, Holland und Frankreich, die eine Expansion
Rußlands verhindern wollten.
Im Dauerkonflikt mit Venedig gab es Erfolge für die Osmanen, als sie
Korinth, Argos und Nauplia auf dem Peloponnes einnahmen.
Das Osmanische Reich erklärte dem mit Venedig verbündeten Österreich
den Krieg. Am 5. August 1716 kam es bei Peterwardein zur Schlacht.
Prinz Eugen von Savoyen schlug die fast doppelt so starke osmanischen
Streitmacht. Im Oktober des selben Jahres wurde Temeswár eingenommen
und im August 1717 fiel auch Belgrad in österreichischen Hände.
In den Friedensverhandlungen von Passarowitz 1718 erhielten die
Österreicher große Gebietszusprüche wie, Teile der Walachei, den Banat,
Teile Serbiens mit Belgrad und Teile Bosniens. Mit Österreich wurde
außerdem ein Handelsvertrag und im Krieg mit Persien 1724 ein
Teilungsvertrag zwischen Rußland und dem Osmanischen Reich geschlossen.
Sultan Ahmed III mußte während eines Janitscharenaufstandes
zugunsten seines Neffen Mahmud I abdanken und starb am 30. Juni 1736.
Er hatte großes Interesse an Tulpen und pflanzte 1200 verschiedene
Arten in den Gärten des Sarays. |
1730 - 1754
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Mahmud
I. Zu Beginn seiner Herrschaft 1730 beschenkte er die
aufständischen Janitscharen reichlich und sicherte so den inneren
Frieden. Die Staatsaufgaben wurden von sehr fähigen Wesiren und Beamten
geführt, wobei der KÏ zlar AÈ a großen Einfluß hatte. Der Sultan
widmete sich seinen Interessen im Saray, doch unterließ er die teuren
Treibjagden, die seine Vorgänger zu veranstalten pflegten.
Während des Krieges mit Persien kam es zum Konflikt mit Rußland, das
im März 1736 die Festung Asow von den Osmanen zurückeroberte. Mit
Persien wurden schließlich Friedensverhandlungen geführt, in denen man
sich auf die Grenzen zu Zeiten Murads IV einigte. Österreich, der
geheime Verbündete Rußlands, begann wieder Krieg gegen die Osmanen zu
führen. Zunächst verloren die Türken Nisch an die Österreicher und
Otschakow an die Russen. Kurz darauf wurde Nisch zurückerobert und als
ein osmanisches Heer vor Belgrad stand, wurde der Frieden von Belgrad
1739 geschlossen, der die Stadt den Osmanen zusicherte. Danach kam es
zu einer länger andauernden Friedensperiode mit den europäischen
Staaten. Die diplomatische Tätigkeit der "Hohen Pforte" war während der
Regierung Mahmuds I sehr angesehen.
Immer wieder aufflackernde Revolten der Janitscharen, sowie das
Loslösen der ägyptischen Mamluken-Beys hatten eine stetige Schwächung
des Reiches zur Folge, obwohl es nach außen hin einen starken Eindruck
machte.
Sultan Mahmud I starb am 13. Dezember 1754. Er interessierte sich
zeitlebens für die Wissenschaft, gründete Bibliotheken und ließ
zahlreiche Brücken und Klöster in den Provinzen errichten. |
1754 - 1757 |
Osman
III. der Bruder Mahmuds I, kam im Dezember 1754 an die
Macht. Während seiner kurzen Regierungsperiode kam es weder zu
außen- noch innenpolitischen Konflikten.Er übernahm die
Verwaltungshandhabung seines Vorgängers, doch waren seine Beamten
und Wesire bei weitem nicht so fähig und wurden oft gewechselt.
Osman III liebte es, sich in der Öffentlichkeit verkleidet zu
bewegen, um die Meinung des Volkes auszukundschaften. Hinrichtungen
waren an der Tagesordnung und das Volk selbst litt unter Armut und
Willkür. In den Jahren 1755 und 1756 verwüsteten große Brände
Konstantinopel.
Sultan Osman III starb am 30. Oktober 1757. |
1757 - 1774
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Im Oktober 1757 wurde Mustafa III zum
Sultan erhoben. Bis zum Jahre 1762 unterhielt das Osmanische Reich
friedliche Beziehungen zu seinen Nachbarn. Während der Regentschaft
Katharina der Großen in Rußland kam es zu aggressiven
Grenzübergriffen auf das Khanat der Krim und auf die osmanischen
Gebiete in Georgien. Der Sultan zögerte lange, erklärte aber
schließlich 1768 Rußland den Krieg, der zur See und auch zu Lande
ausgefochten wurde.Der Krieg wurde von der Zarin, die das Reich
völlig vernichten wollte, mit großer Rücksichtslosigkeit geführt.
Es wurde am Balkan, auf der Krim und in Georgien erbittert
gekämpft. An allen Fronten erlitten die Osmanen empfindliche
Niederlagen. Eine russische Flotte verheerte Städte an der
türkischen Schwarzmeerküste und drang bis zum Bosporus vor.
Eine weitere Flotte, die von der Ostsee her ins Mittelmeer
vorgerückt war, vernichtete am 5. Juli 1770 mit Unterstützung der
Engländer die osmanische Seestreitmacht. Konstantinopel blieb von
Kriegshandlungen verschont. Die Russen eroberten die Krim und die
Tataren unterwarfen sich. Im Jahre 1773 drangen die russischen
Truppen erneut in Rumänien ein, konnten aber Warna und Silistra
nicht einnehmen. Der Sultan starb plötzlich am 24. Dezember 1773
während des Krieges mit Rußland. Sultan Mustafa III galt als guter
Herrscher, schaffte es jedoch nicht die militärische
Desorganisation in den Griff zu bekommen. |
1774 - 1789
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Abdülhamit
I.
Rußland bekam den freien Schiffsverkehr im Schwarzen Meer und
die freie Durchfahrt ins Mittelmeer. Außerdem wurden das Asowsche
Meer, die Krim, die Moldau und die Walachei russisches Territorium.
Unruhen in Syrien und Palestina mußten gewaltsam
niedergeschlagen werden. Die Perser unter der Führung des Krim Khan
fügten den Osmanen bei Mosul und Basra im Dezember 1776 schwere
Verluste zu. Die "Hohe Pforte" mußte tatenlos zusehen, wie sich
Österreich der Bukowina bemächtigte. Schließlich ging auch im Jahre
1778 Bessarabien an die Österreicher verloren.
Sultan Abdülhamid I verstarb am 7. April 1789 an den Folgen
eines Schlaganfalles. |
1789 - 1807
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Selim
III. Der Sultan kam im April 1789 an die Macht und begann
sofort umfassende Reformen im Reich durchzuführen. Zur Beschaffung
neuer Finanzmittel wurden Lehn eingezogen und die Truppen mit Hilfe
französischer Militärberater reorganisiert. Dennoch wurden seine
Truppen im Krieg mit Österreich und Rußland mehrmals vernichtend
geschlagen. 1790 schloß man den Friedensvertrag von Jassy, in dem
die alten Vertragsbedingungen von Kücük Kaynarca erneuert wurden.
Der Herrscher legte sehr viel Wert auf diplomatische Beziehungen
mit allen europäischen Ländern, speziell Frankreich. Das gute
Verhältnis zu den Franzosen fand ein jähes Ende als Napoleon seinen
Feldzug nach Ägypten durchführte. Der Sultan verbündete sich mit
den Engländern um den Aggressor zu bekämpfen. Die Franzosen
schlossen im Jänner 1800 einen Waffenstillstand mit den Osmanen,
doch wurden die Engländer vertragsbrüchig und die Truppen des
Sultans mußten sich im März nach erfolglosem Kampf in die Wüste
zurückziehen. Im März 1802 schlossen die Osmanen und Frankreich den
Frieden von Amiens.In Rumelien mußte die "Hohe Pforte"
Aufständische bekämpfen und in Serbien rebellierten die Großbauern
unter der Führung des Karadjordje (Kara Georg). Die Festung von
Belgrad war seit 1806 unter serbischer Herrschaft. Die Osmanen
konnten die Autonomiebestrebungen der Serben nicht unterdrücken.
Die Janitscharen und andere Reformgegner
schlossen ein Komplott gegen den Sultan und setzten ihn im Mai 1807
ab. |
1807 - 1808
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Mustafa IV.
Der neue Sultan
Mustafa IV trat noch im selben Monat die Nachfolge an. Bereits im
Juni 1808 stürmten Anhänger des alten Sultans Selim III den Palast,
wo dieser gefangen gehalten wurde, um ihn wieder auf den Thron zu
setzen. Bevor die Truppen in das Saray eindringen konnten, wurde
Selim III hingerichtet. Die Anhänger Selims sperrten Mustafa IV
vorerst in den Kerker bis ihn der neue Sultan Mahmud II ermorden
ließ. |
1808 - 1839
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Mahmud II. Bis zu seiner Thronbesteigung im Juli 1808,
lebte Mahmud II in Abgeschiedenheit von der Öffentlichkeit. Er war
der Sohn Abdülhamids I und der Französin Aimée Dubucq deRivery.
Deshalb wurde er auch "Sohn der Französin" und "Der christliche
Sultan" genannt. Der Sultan hatte mit großen innen- und
außenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Rußland, das seit 1806 die Donaufürstentümer besetzt hielt und
Expansionsbestrebungen zeigte, mußte in Schach gehalten werden. Auf
dem Balkan drohten Aufstände, besonders in Bosnien und Serbien. In
Ägypten waren die Mamluken, die das Land ausbeuteten und korrupt
regierten, zu einem großen Unsicherheitsfaktor geworden. Mehmed Ali
Paê a ließ mit Billigung des Sultans 800 aufrührerische
Mamluken-Beys töten. Da die Wahabiten die heiligen Städte Mekka und
Medina erobert hatten, beauftragte die "Hohe Pforte" im Jahre 1809
Mehmed Ali Paê a die Ordnung in Arabien herzustellen. Er konnte mit
großem Erfolg die Autorität des Osmanischen Reiches wieder
festigen.
Sultan Mahmud II leitete Reformen im Bildungs-, Rechts- und
Verwaltungswesen ein, stieß jedoch auf heftigen Widerstand der
Janitscharen. Die Janitscharen (Yeniceri) hatten ihren Ruf als
ruhmreiches Berufsheer eingebüßt. Ihr Kampfgeist war im Laufe der
Jahre geschwunden, sie trieben Handel, hatten das Heiratsrecht
erworben und waren sehr wohlhabend. Sie wollten nicht auf ihre
Bequemlichkeit verzichten. Zu Zeiten Sultan Murad I um 1362 gab es
ca. 1000 Janitscharen und zu Mahmuds II Zeiten waren es bereits
140.000 Soldaten. Der Sultan entschloß sich, die Janitscharen
endgültig und erbarmungslos zu vernichten, da er seine
Reformbestrebungen sonst nicht verwirklichen konnte. Auch das Volk
stand nicht mehr auf der Seite der "Elitetruppe". Am 15. Juni 1826
starben 8000 Janitscharen im Kanonenhagel der sultantreuen
Artillerie. In einem Ferman wurde die vollständige Liquidation
aller Janitscharen im Reich angeordnet, die im Jahre 1830
abgeschlossen war.
Ein Wahrsager hatte Mahmud II verkündet:" Behältst du sie, wirst
du durch sie umkommen. Entledigst du dich ihrer, wirst du auch
umkommen, nur anders." Und so war es.
Das Osmanische Reich war an einen Abschnitt seiner Geschichte
gelangt, an dem es nur noch tragische Alternativen gab. Indem er
das Korps der Janitscharen ausrottete, hatte Mahmud II die tragende
Säule des Reiches aus vier Jahrhunderten gestürzt, und doch konnte
er nicht anders, wollte er dieses Reich doch noch modernisieren.
Auf dem Peloponnes kam es bereits im Jahre 1820 und 1822 zu eher
unbedeutenden Aufständen der Griechen. Im Jahre 1824 erreichten die
Unruhen ihren Höhepunkt in der Belagerung der Stadt Missolonghi.
Der Tod Lord Byrons während der Kampfhandlungen alarmierte die
Westmächte. Die türkische Flotte wurde bei Navarino im Jahre 1827
von einer britisch-französisch-russischen Seestreitmacht
vernichtet. Durch den Vertrag von Adrianopel 1828 entstand ein
unabhängiger griechischer Staat, der den Peloponnes und einige
Inseln umfaßte.
In den letzten Jahren seiner Herrschaft kämpfte Mahmud II gegen
Mehmed Ali Paê a von Ägypten, der seinen Machtbereich innerhalb des
osmanischen Staates ausdehnen wollte.
Sultan Mahmud II starb im Juli 1839 in Istanbul. Er war zwar mit
seinen Staatsreformen nicht sehr erfolgreich, führte aber doch
Modernisierungen in der Gesellschaftsordnung durch. Er schuf eine
Ausbildungsstätte für Ärzte, ein Quarantänesystem, ließ die erste
Volkszählung in Istanbul durchführen, gründete eine Zeitung, erließ
eine neue Kleiderordnung nach europäischem Vorbild und schuf ein
Regierungssystem mit einem Kabinett von Staatsministern.
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1839 - 1861
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Abdülmecid
I. Nachdem Abdülmecid im Juli 1839 Sultan geworden war,
ließ er sofort den Dolmabah¸ e Palast als Privatwohnsitz erbauen.
Für die Errichtung des Palastes waren Unmengen von Geld notwendig,
da er mit Marmor, Gold und den prunkvollsten
Einrichtungsgegenständen ausgestattet wurde. Das große Saray blieb
der Regierungssitz.Unter Sultan Abdülmecid trat die Türkei dem
Viererbund (England, Rußland, Österreich-Ungarn, Preußen) bei. Im
Jahre 1853 drangen russische Truppen in die unter osmanischer
Oberhoheit stehenden Donaufürstentümer ein. Daraufhin rief der
Sultan England und Frankreich, die Rußlands Expansion in den
Mittelmeerraum fürchteten, zu Hilfe. Es kam zum Krimkrieg, der bis
1856 dauerte und in dessen Verlauf die Festung Sewastopol auf der
Krim erobert wurde. Gemäß der Friedensbedingungen von Paris 1856
wurden die Dardanellen und der Bosporus für Kriegsschiffe gesperrt,
Serbien, die Moldau und die Walachei unabhängig, das osmanische
Reich behielt aber noch das Oberlehnsrecht.
Ein Erlaß des Sultans im Jahre 1856 gewährleistete Gleichheit
für alle Bürger des türkischen Staates, Nichtmoslems wurden zum
Kriegsdienst zugelassen. Dies führte zu Aufständen religiöser
Gruppierungen. Da Abdülmecid wegen seines verschwenderischen
Lebenswandels und seiner modernen Reichsführung sehr unbeliebt war,
sollte er ermordet werden, doch verstarb er unerwartet im Juni 1861
im Alter von 38 Jahren. |
1861 - 1876 |
Abdülaziz
wurde im Juni 1861 Sultan. Auch er verschwendete die
Staatsgelder für private Zwecke, ließ prunkvolle Paläste
erbauen und feierte teure Feste. Um das Geld für seinen
ausschweifenden Lebensstil zu beschaffen, wurde das Reich
gnadenlos ausgebeutet. Selbständigkeitsbestrebungen Montenegros
und Kretas, das den Anschluß an Griechenland forderte, wurden
im Keim erstickt.Inzwischen steigerte sich die
Verschwendungssucht Sultan Abdülaziz ins Unermeßliche.
400 Musikanten, 200 Tierwärter, 300 Küchenangestellte und
400 Stallknechte mußten bezahlt werden. Die Walide kaufte
täglich 50 Seidenkleider und verschenkte sie. Der Sultan kaufte
Panzerschiffe, ohne eine Besatzung dafür zu haben und
Lokomotiven, obwohl es keine Geleise dafür gab. Abdülaziz jagte
Hühner in den Räumen seines Palastes und ließ Soldaten
Scheinkämpfe austragen. Er hatte panische Angst vergiftet zu
werden und fürchtete sich vor Feuer. Jährlich benötigte man 2
Millionen Pfund für die Ausgaben des Sultans. 1875 war der
Staat bankrott. In Bosnien, Herzegowina und in Bulgarien kam es
zu Aufständen und in der Regierung zu einer Verschwörung gegen
den Sultan. Abdülaziz wurde im Mai 1876 abgesetzt und beging
wenig später Selbstmord. |
1876 - 1876
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Murad
VMurad V bestieg den osmanischen Thron im Juni
1876 und war stark alkoholabhängig.
Das Kabinett erhoffte sich im neuen Sultan einen Befürworter
dessen Reformen, doch der Herrscher war aufgrund seiner
Krankheit nicht fähig seine öffentlichen und politischen
Verpflichtungen wahrzunehmen. Ein Ärztekollegium erstellte ein
Gutachten über seinen Gesundheitszustand und erklärte ihn für
amtsunfähig. Nach seiner Absetzung verstarb Murad V im August
1904. |
1876 - 1909
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Abdülhamid II. kam Im Jahre
1876 an die Macht. Er war der letzte selbständige Autokrat des
osmanischen Reiches. Seine grausamen Repressionen und sein
blutiger Regierungsstil brachten ihm den Namen "der rote
Sultan" ein. Abdülhamid II kam in einer für das Reich sehr
schwierigen Situation an die Macht, denn Aufstände und
Mißwirtschaft schwächten das ohnehin schon zerfallende Reich
noch mehr. Innerhalb eines knappen halben Jahrhunderts war
aus dem "kranken" ein "sterbender Mann am Bosporus" geworden.
>Sultan Abdülhamid II ließ den Palast YÏ ldÏ z Köê k
erbauen. Im Jahre 1877 witterten die Russen erneut ihre Chance
zum Mittelmeer vorzudringen und erklärten der Türkei den Krieg.
Es wurde gleichzeitig an der Donau, im Schwarzen Meer, am
Balkan und sogar bei Kars an der Kaukasusgrenze gekämpft. An
allen Fronten mußten die Türken erhebliche Niederlagen
hinnehmen. Es war den Russen möglich aus Edirne vorzurücken und
sie kamen bis in die Nähe von Istanbul. Am 31. Jänner 1878 kam
es zu einem Waffenstillstand und im darauffolgenden
Friedensvertrag von San Stefano im Jahre 1878 diktierten die
Russen den Türken ihre Bedingungen. Durch diesen Vertrag
verloren die Osmanen ihren ganzen europäischen Landbesitz und
durften nur Thrakien bis zur Stadt Edirne behalten. Serbien,
Montenegro, Bulgarien, Bosnien - Herzegowina und Rumänien
wurden selbständig. Außerdem war es nun den Russen gestattet,
die Meerengen in Kriegs- und in Friedenszeiten zu passieren. Im
selben Jahr wollten sie erneut gegen die Türkei vorgehen, doch
wandten sich nun alle europäischen Großmächte gegen die Russen,
um deren Vordringen an das Mittelmeer zu verhindern. Im
Berliner Kongreß wurde der Vertrag von San Stefano rückgängig
gemacht.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1877 und
1878 waren für die Russen nicht von nennenswertem Erfolg
gekrönt und die Türkei verlor nur wenig Land.
Sultan Abdülhamid II wurde zusehends zu einem Tyrannen, der
die Armenier in seinem Reich verfolgen ließ und beschattete die
Bürger durch ein Netz von Spitzeln und Spionen. Im Gegenteil zu
europäischen Großmächten wie Großbritannien, Frankreich und
Österreich-Ungarn, die das osmanische Reich zu beseitigen
versuchten, halfen die Deutschen unter Kaiser Wilhelm II den
Türken ihr Reich zu stärken und ihr stark geschwächtes Heer neu
zu organisieren.Durch die allgemeine Unzufriedenheit gegenüber
dem Sultan angeregt, bildeten die Gegner
Abdülhamids II die Oppositionspartei der "Jungtürken" im
Jahre 1906, deren Führer Enver Paê a war. Es kam zu
bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, während dessen eine
den "Jungtürken" treue Armee nach Istanbul marschierte und
Sultan Abdülhanid II am 24. August 1908 absetzte. Er verstarb
1918 in Gefangenschaft in Istanbul. |
1909 - 1918
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Mehmed
V. verdankte es nur den "Jungtürken" im April 1909 an
die Macht gekommen zu sein. Er war der erste konstitutionelle
Machthaber des osmanischen Reiches.Gleich zu Beginn seiner
Herrschaft mußten die Türken ihre letzten Hoheitsrechte über
Bosnien-Herzegowina aufgeben, weil es von Österreich-Ungarn
besetzt wurde. Bulgarien erklärte sich ebenfalls für
unabhängig. Im Krieg mit Italien im Jahre 1911 mußten die
Türken Tripolitanien und die Stadt Tripolis selbst abgeben und
verloren somit nach Algerien (1830) und Tunesien (1881) ihre
letzten Besitztümer in Nordafrika. Im Oktober 1912 brach der
erste Balkan-Krieg aus, in dem sich alle Balkanländer gegen die
Türkei verbündeten. Sie rückten auf breiter Front vor. Die
Türken mußten schwere Niederlagen hinnehmen, doch Enver Paê a
stellte ein neues Heer auf und rückte gegen die Bulgaren vor,
die Adrianopel belagerten. Er wurde vernichtend geschlagen und
im Mai 1913 wurde ein Waffenstillstand geschlossen, durch den
die Türkei alle europäischen Besitztümer bis auf Istanbul
abgeben mußte. Im Juni 1913 brach der zweite Balkan-Krieg aus,
als Bulgarien seinen Verbündeten Serbien angriff, weil sich die
beiden Nationen nicht über die Aufteilung des gerade erlangten
Landes einigen konnten. Enver Paê a nützte diese Situation,
griff die Bulgaren, die Edirne besetzt hielten an, und schlug
sie. Durch diesen Sieg war die Türkei in der Lage Ost-Thrakien
zu behalten.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte die Türkei ab Oktober 1914 an
der Seite der Achsenmächte. Zunächst war es den Türken möglich
zwischen Jänner und August 1916 in der Kaukasusregion unter der
Führung Mustafa Kemal Paê as die weit in das Reich
vorgedrungenen Russen aufzuhalten und sogar hinter die Grenzen
zurückzudrängen. Mustafa Kemal gelang es ebenfalls die
Franzosen und Engländer, die an den Dardanellen gelandet waren,
zurückzustoßen und hinderte sie so daran nach Istanbul
vorzudringen. Im Jahre 1917 starteten die Engländer eine
Großoffensive gegen die Türken in Palästina. Die
Verteidigungsfront der Osmanen bei Jerusalem wurde durchbrochen
und die Stadt von den Alliierten besetzt. Mustafa Kemal Pascha
errichtete schnell eine neue Verteidigungslinie bei Damaskus.
Jedoch nahmen im Oktober 1918 die Engländer die Stadt ein und
die Türken mußten sich nach Norden zurückziehen, als sie die
Nachricht vom Ende des Ersten Weltkrieges erreichte.
Sultan Mehmed V verstarb überraschend am 2.
Juni 1918 noch bevor der Krieg zu Ende war. |
1918 - 1922
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Mehmed
VI (Vadüdiddin)
Der letzte Sultan des einstmals so großen osmanischen Reiches
bestieg am 3. Juni 1918 den Thron. Schon wenige Monate nach
seinem Amtsantritt wurde der Waffenstillstand von Mudros im
Oktober 1918 unterzeichnet. Anhänger der "Jungtürken" gingen
ins Ausland.Enver Pascha kämpfte in Turkmenistan gegen die
sowjetische kommunistische Rote Garde und fiel im Kampf.
Das Reich war für den Sultan unregierbar geworden und es
blieb ihm nichts anderes übrig, als die Friedensbedingungen von
Sévres im Jahre 1920, die von der Entente diktiert wurden,
anzuerkennen. Das osmanische Reich wurde komplett aufgeteilt.
Es entstanden griechische, italienische, englische und
französische Territorien, im Osten die unabhängige Republik
Armenien und das autonome Gebiet der Kurden. Den Türken blieb
ein unterentwickelter Landstrich rund um Ankara, ungefähr von
der Größe des ehemaligen Fürstentums des Ertugrul. Seit dem
Kriegsende schickte sich Mustafa Kemal Pascha an eine
Befreiungsarmee aufzubauen, um die Türkei vor der angehenden
Fremdherrschaft zu bewahren.
In den Jahren 1920 bis 1922 gelang es ihm und seinen Truppen
die Russen und Italiener aus der Türkei zu vertreiben. Es war
ihm ebenfalls möglich die Franzosen von den ihnen versprochenen
Gebieten fernzuhalten. Der Kampf gegen die Griechen war auf
beiden Seiten sehr grausam und verlustreich, doch gelang es
Mustafa Kemal Paê a die Griechen aus dem asiatischen Teil der
Türkei zu vertreiben und die Stadt Izmir zurückzuerobern.
Um Ost-Thrakien den Griechen entreißen zu können,
durchbrachen Kemals Truppen die englischen Linien an den
Dardanellen bei † anakkale. Die Engländer zogen sich aus der
Türkei zurück und die Griechen mußten die ursprünglichen
Grenzen östlich der Maritza anerkennen.
Am 1. November 1922 setzte die Nationalversammlung auf
Drängen Mustafa Kemals das Sultanat außer Kraft und der letzte
Sultan Mehmed VI mußte das Land verlassen. Er verstarb am 16.
Mai 1926 im Exil. |
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Gazi Mustafa
KamalPascha - Atatürk (Vater der Türken) proklamierte am 29.
Oktober 1923 die Republik und wurde zum ersten Präsidenten. Er
war Staatschef, Parlamentspräsident und Oberbefehlshaber der
Streitkräfte. Die Türkische Volkspartei war die einzig
zugelassene politische Partei.
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